Samstag, 25. Mai 2013

dreieinhalb Monate

Jetzt bin ich seit dreieinhalb Monaten in der pädopsychiatrischen Abteilung des Krankenhauses meiner Stadt. Mit 17 bin ich eine der Ältesten da - die meisten anderen sind um die fünfzehn, einige auch jünger. Sie bleiben meistens nicht lange. Einige Wochen, vielleicht einen Monat, wenn es denn hochkommt. Sie kommen, gehen und hinterlassen nur für kurze Zeit eine Leere, bis eine andere Person ihren Platz einnimmt, wenn sie wieder in ihr Leben zurückkehren. Ich bleibe.
Die Tage sind furchtbar lang und gleichzeitig wahnsinnig kurz. Sie ziehen sich wie Kaugummi, weil ich kaum etwas anderes tue als auf meinem Bett zu liegen und an die Decke zu starren, zu zittern und die Verzweiflung aufsteigen zu fühlen. Doch dann wird es draussen wieder dunkel und noch ein Tag ist vorbei. Noch einer, den ich im Krankenhaus verbringe, ich auf Leerlauf geschalte bin, während draussen das Leben weitergeht. Anfangs wollte ich noch unbedingt so schnell wie möglich herauskommen, aber jetzt kann ich mir einfach nicht vorstellen, wie es weitergehen soll, wenn ich einmal nicht mehr dort bin. Eigentlich denke ich nicht, dass es überhaupt weitergehen kann - bevor ich abends einschlafe, hoffe ich stets, dass ich morgens nicht mehr aufwache. Das würde alles so viel leichter machen. Ich bin es schlicht leid zu kämpfen.

3 Kommentare:

  1. Auch, wenn es gerade nicht danach aussieht - es wird besser werden! Du schaffst das! Und der erste Schritt (ins Krankenhaus, mit Hilfe) ist schon gemacht!

    <3

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  2. Vielleicht findest Du eine Art Hobby, das dich etwas ablenkt? Schreiben, fotografieren, lesen? DIY?

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  3. Ich habe dieses Buch "shatter me" gelesen (gibt es auch auf deutsch) und das erinnert mich an Deine Art zu schreiben. Vielleicht ist das was für Dich?!

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