Dienstag, 18. September 2012

Mir ist so kalt. Dagegen helfen keine zehn Decken und Wärmeflaschen. Meine Haut ist eisig, weil mein Innerstes vereist ist.

Donnerstag, 13. September 2012

Überall wird immer davon gesprochen, wie frei Vögel sind und wie viel sie von der Welt sehen können. Als wären es magische Wesen, die keine Grenzen kennen. Ich kann ja nachvollziehen, dass sie eine gewisse Freiheit versinnlichen weil sie nunmal fliegen können und dass kaum etwas trauriger ist als das Bild eines eingesperrten Vogels, aber trotzdem sind in sie meinen Augen nicht wirklich frei.
Vögel haben auch nur den Himmel, sind klar durch ihn eingesperrt, ihre Wege durch ihn begrenzt. Und nur weil der Käfig grösser ist, lebt es sich darin nicht unbedingt besser als in einem kleineren.

Sonntag, 2. September 2012

Ab und zu erscheint die gesamte Aussenwelt mir so unrealistisch. So unwirklich, so pathetisch und übertrieben. So sinnlos. Kioske, an denen Zeitschriften verkauft werden, in denen Berühmtheiten wegen ihrer Gewichtzunahme an den Pranger gestellt werden und Menschen, die sie kaufen und sich an den Geschichten erfreuen. Leute, die auf den Zug warten und sich ärgern, weil es nach Regen aussieht. Linien am Boden, Striche, Markierungen, die Grenzen aufzeigen, an die sich niemand hält und die trotzdem jemand gemalt hat. Alles scheint so unwirklich und so bedeutungslos. Manchmal schäme ich mich richtig für die gesamte Menschheit. Dafür, dass sie wirklich soviel Wert auf solche Belanglosigkeiten gibt wie äussere Erscheinung oder Schulnoten oder soziale Stellung.
Eine Weile läuft das ganz gut, bis mir wieder einfällt, dass ich mich an dem Morgen auf die Waage gestellt, an die Spanischprüfung und die Note gedacht und mich gefragt, ob ich Freunde habe.
Dann schäme ich mich für mich selber, für meine Heuchlerei und meine unermessliche Oberflächlichkeit hinsichtlich jedem Aspekt meines Daseins. Weil ich auch keinen grösseren Sinn dahinter erkenne und mich stattdessen mit diesen Trivialitäten beschäftige, gleichzeitig aber auch jeden verdamme, der es mir gleichtut.

Samstag, 1. September 2012

Manchmal schmerzt das Herz in der Brust so sehr, dass man das Gefühl hat, es zerplatzt, reisst auf, fliesst völlig aus, bis kein Herz mehr da ist. Kein Muskel, der Blut pumpt und schlägt und einem am Leben hält, sondern einfach nur eine breiige, flüssige Konsistenz, die überall hinfliesst und sich im ganzen Körper verteilt, aber keine Funktion mehr erfüllt. Sie verteilt den Schmerz nur auf den ganzen Körper, vergiftet ihn von ihnen heraus, bis der gesamte Körper im selben Zustand verweilt wie das Herz davor. Doch der zerplatzt nicht, der reisst nicht auf, der schmilzt nicht. Der gibt einfach nur auf.

Manchmal ist das Herz in der Brust so leicht, dass man es kaum spüren kann. Es ist so, als wäre es gar nicht da, ganz ohne Schmerz und ganz ohne jegliches Gefühl davon. Alles ist federleicht, aber es ist falsch. Es ist falsch und mit jeder federleichten Sekunde mehr ist es etwas klarer, dass es nicht echt ist. Gefälschte Leichtigkeit wiegt einem schwer im Magen und zieht einen wieder auf den Boden, bis man tiefer ist, als man es vor der Leichtigkeit war.

Manchmal ist das Herz in der Brust kalt. So kalt, dass man denkt, die Kälte breitet sich in dem ganzen Körper aus, dass sie jeden Bereich davon einnimmt. Man friert und deckt sich mit tausend Hüllen zu, wickelt sich in Schichten Kleidung ein, doch das bringt nichts, denn die Kälte im Herzen verschwindet nicht durch Hitze. Alles erstarrt, wenn das Herz so kalt ist und nichts läuft mehr in normaler Geschwindigkeit. Die gesamte Aussenwelt, alles, was nicht Körper ist und nicht kalt,  verwandelt sich in eine Illusion, wie eine Erinnerung an wärmere Tage, die längst Geschichte sind. Alles ausserhalb der Kälte läuft in einer normalen Geschwindigkeit und die Kälte verlangsamt die eigene.

Manchmal schmerzt es auch einfach nur.